Tiergarten

Das Naturschutzgebiet Tiergarten Nordkirchen ist mit einer Größe von ca. 110 Hektar ein wichtiger Bestandteil des regionalen Biotopverbunds und ein lebendiges Beispiel für die Verknüpfung historischer Parklandschaften mit moderner Naturschutzpraxis. Die Kombination aus artenreichem Grünland, alten Baumstrukturen, feuchten Wiesen und kulturhistorischer Kulisse macht ihn zu einem Gebiet von überregionaler Bedeutung.

Das Gebiet vereint strukturreiches Grünland, alte Eichenalleen und naturnahe Laubwälder.
Als charakteristische Waldgesellschaft tritt der Stieleichen-Hainbuchenwald (Stellario-Carpinetum) auf – eine für das Münsterland typische Waldform.

Im Offenland prägen alte Baumgruppen das Landschaftsbild. Eine besondere kulturhistorische und ökologische Kostbarkeit ist die Nassgrünlandfläche im Südosten, die durch flache Entwässerungsgräben („Grüppen“) gegliedert ist. Hier haben sich seltene Feuchtwiesenpflanzen und Flutrasen-Gesellschaften erhalten.

 

 

  • Lage: südlich der Ortschaft Nordkirchen, angrenzend an das Schloss Nordkirchen
  • Fläche: rund 110 Hektar
  • Schutzstatus: Naturschutzgebiet (NSG)
  • Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes:FFH-Gebiet „Wälder Nordkirchen“ (DE-4108-301)
  • Eigentum: Land Nordrhein-Westfalen (seit 2004)
  • Betreuung: Forstamt Münster

 

Dank der extensiven Bewirtschaftung beherbergt der Tiergarten eine Vielzahl gefährdeter Arten:

Pflanzenarten:

  • Wiesensilge (Silaum silaus)
  • Röhrige Pferdesaat (Oenanthe fistulosa)
  • Blasensegge (Carex vesicaria)
  • Erdbeer-Klee (Trifolium fragiferum)

Tierarten:

  • Langflügelige und Kurzflügelige Schwertschrecke (Conocephalus discolor / C. dorsalis)
  • Fledermausarten #####
  • Brutvögel der Feuchtwiesen und Waldränder

Lebensräume:

  • extensiv bewirtschaftete Mähweiden,
  • Nass- und Feuchtgrünland,
  • alte Laubwälder und Alleen, Eichen-Hainbuchenwald
  • Gräfte- und Grabensysteme als Lebensräume für Amphibien und Insekten.

 

 

Seit 2004 werden die Grünlandflächen nach den Vorgaben des Vertragsnaturschutzes gepflegt und bewirtschaftet.
Im Vordergrund steht eine extensive Mähweidennutzung mit Mutterkühen – ohne Düngung, mit später Mahd ab Juni und geringem Viehbesatz (unter zwei Tieren pro Hektar).

Dieses schonende Bewirtschaftungssystem hat dazu geführt, dass sich die Wiesen von Jahr zu Jahr artenreicher entwickeln – ein beeindruckendes Beispiel für den Erfolg nachhaltiger Landwirtschaft im Einklang mit dem Naturschutz.

 

Das Naturschutzgebiet Tiergarten verbindet barocke Gartenkunst und Naturvielfalt auf besondere Weise.
Zentrale Ziele des Schutzes sind:

  • die Erhaltung und Entwicklung artenreicher Grünlandgesellschaften,
  • die Pflege und Sicherung der parkähnlichen Landschaft mit alten Baumgruppen,
  • der Schutz feuchter und nasser Standorte mit seltenen Pflanzenarten,
  • die Förderung naturnaher Eichen-Hainbuchenwälder,
  • sowie die Bewahrung kulturhistorisch bedeutender Landschaftsstrukturen rund um das Schloss Nordkirchen.
     

 

Das barocke Wasserschloss Nordkirchen prägt die Kulisse des Tiergartens auf einzigartige Weise.
Es wurde ab 1703 auf den Fundamenten einer älteren Wasserburg errichtet, die einst im Besitz der Ritter von Morrien war. Der spätere Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg ließ das Schloss durch Gottfried Laurenz Pictorius im Stil des holländisch-westfälischen Barocks erbauen – inspiriert von Versailles, aber mit bodenständiger westfälischer Note.

Die 172 Hektar großen Parkanlagen und die umgebenden Grünlandflächen gehören heute zu den bedeutendsten barocken Kulturlandschaften Westfalens. Seit 1958 ist das Schloss Sitz der Fachhochschule für Finanzen des Landes NRW.

 

Der Tiergarten grenzt unmittelbar an das prächtige Wasserschloss Nordkirchen, das oft als das „Westfälische Versailles“ bezeichnet wird. Schon beim Betreten des Gebiets fällt die eindrucksvolle Verbindung von Natur, Geschichte und Architektur auf.

Einer Lithographie aus dem Jahr 1911 zufolge wurde das heutige Grünlandgelände einst als Pferderennbahn mit Naturhindernissen genutzt – ein Hinweis auf die bewegte Vergangenheit des Ortes. Noch heute trägt der zentrale Offenlandbereich den Namen „Rennplatz“.

Die umgebenden Wälder, Baumgruppen und Alleen verleihen dem Tiergarten bis heute einen parkähnlichen Charakter, der an historische Jagd- und Tiergärten erinnert.